Dienstag, 4. Oktober 2016

ein Brief aus Frankreich 1871

Der Bruder meines Ururgroßvaters schrieb aus dem Krieg 1871 folgenden Brief:

Vom Kasimir Jocher dessen Brief an seinen Bruder ist wie folgt:

Gronn, den 18. Jänner 1871 Liebster Bruder!
Ich hoffe ich werde dich in bester Gesundheit antreffen, mit Freuden schreibe
ich dir etliche Zeilen, weil auch du mich mit deinen zwei Briefen sehr
erfreut hast, wo du vielleicht meinst ich habe dich ganz vergessen, weil du
schon den ersten Brief im November geschrieben hast und nie eine Antwort
bekommen hast, indes aber nicht so ist, wie du vielleicht meinst, ich habe
deine zwei Briefe am 15. Jänner bekommen  Ich war zwar verhofft da es zwei
Briefe gewesen sind. Ich hab wohl schon öfters schreiben wollen, hab aber
keine Adresse von dir gewusst. Und ich hab mir auch gedacht du weißt meine
Adresse nicht. Dies hat mich sehr gefreut, dass ich wieder von meinen
Geschwistern ein Brieflein bekommen hab und zwar vom jüngsten. Hab auch darin
gelesen, dass du auch noch gesund bist und auch meinst dass es dich auch bald
treffe, dann sind wir zu 4. im Felde heraus und der erste war ich und hab
auch am meisten mitgemacht, neues könnt ich dir vieles schreiben aber da
könnte ich gar nicht anfangen.
Ich will dir nur das notwendigste schreiben. Ich war in der Schlacht bei Wörth
am 6. August bei Sedan wo es 3 Tage gedauert hat und wir 80 Tausend Gefangene
gemacht haben und dann wieder am 10. u. 12. Oktober bei Orleans und dann
wieder am 9. u. 18. 21. u. 29. November und dann wieder am 7. 8. u. 9.
Dezember, diese Gefechte u. Schlachten hab ich alle durchgemacht mein lieber
Bruder und noch immer Gott sei Dank noch immer gesund u. glücklich
durchgekommen bis hierher. Von Marschieren, Biwakieren und Hungerleiden, da
schreib ich gar nichts, das laß ich beiseits, an dieses denk ich gar nicht
mehr. Vom Bruder Xaver kann ich dir schreiben, dass ich Ihn in Sedan und am
2. November gesehen und mit Ihm gesprochen habe und dass er am 2. Dezember
verwundet wurde wie ich schon von anderen Kameraden erfahren habe.
Von Bruder Johann kann ich dir schreiben, dass ich Ihn in Orleans getroffen
und mit Ihm gesprochen habe wo er 14 Tage war und dann ins Spital gekommen
ist und der Johann Deininger, jetzt weiß ich seit der Zeit nichts mehr von
Ihm. Ist er noch im Krankenhaus oder gestorben oder ist er nach München
gekommen oder gefangen worden. Den damals haben die Franzosen die nicht fest
krank waren gefangen und das kann Ihm leicht passiert sein. Ich erfrag ihn
nirgends beim Regiment nicht und bei der Companie nicht und seine Kameraden
wissen auch nichts, drum kann ich dir keinen gewissen Grund schreiben.
Und jetzt bin ich seit 10. Dezember vor Paris fünf Stunden wo Tag und Nacht
immer Kanonenfeuer ist, aber nicht nahe beim Feind, da sind schon die
Preußen und das Bayerische 2. Armeekorps sind dort als Besatzung das erste
Armeekorps, wenn die Franzosen einen tüchtigen Ausfall machen, dass wir
gleich da sind.
Zu deinem Namensfeste wünsche ich dir Glück, dass du diesen Tag noch oft und
gesund erlebst undc stets zufrieden sein mögest, besonders wünsche ich dir,
dass du Glück hättest, dass dich nicht treffe bei den Soldaten, denn warum,
jetzt sind wir schon 3 unserer Brüder heraus und du wärest der 4 te und der
erste war ich den das Schicksal getroffen hat und sollen wir verunglücken
werden was haben wir man hofft zwar nicht und soll es auch nicht sagen aber
es kann der Fall sein.
Ich bin jetzt schon so und so oft im Gefecht gewesen und noch immer glücklich
durchgekommen. Ich kann auch unserm Herrgott und unserer lieben Frau nicht
genug danken, dass ich an Gnade, Natur und Gesundheit erhalten hat noch
bisher.
Ich   beschließe jetzt  mein  Schreiben  und wünsche  dir alles  Gute  und
ein  inniges  Lebewohl. Vergissmennicht und ein baldiges Wiedersehen und den
Frieden.
Es grüßt dich dein treuer Bruder
Kasimir Jocher

Aller Anfang ist schwer...

...vorallem wenn man anfängt, sich für die Vorfahren zu interessieren, wenn 3 von 4 Großeltern nicht mehr leben und man wirklich viele viele Fragen hat auf die es zuerst einmal keine Antworten gibt.

Den genauen Grund, warum ich begonnen habe, die Geschichte meiner Familie zu erforschen weiß ich nicht mehr, den Zeitpunkt auch nicht mehr genau, es muss kurz  nach dem Tod meines Opas 2008 gewesen sein.

Die Hälfte meiner Familie ist hier in meiner Heimat verwurzelt und die Vorfahren erstecken sich über viele Dörfer und Städchen im Umkreis. Meine beiden Großväter stammen aus dem Allgäu bzw. aus Österreich/Italien.

Warum also mit dem einfachen vor Ort beginnen, wenn es auch kompliziert geht.
Mein Mädchenname hat es mir angetan, hier in der Region kaum zu finden ist er im Süden Deutschlands und in Österreich etwas geläufiger.

Da man, wenn es einen einmal gepackt hat nicht wieder aufhören kann, hat sich nachdem ich auf meiner Seite der Familie nicht mehr so einfach weiterkam, mit Freuden mein Schwiegervater gemeldet, der gerne mehr über seine Familie in Thüringen herausfinden möchte...


Forschgeist geweckt....es kann los gehen!